Selbstliebe ist nicht einfach.

„Ich will selbstbestimmt leben. Mich freimachen davon, was andere von mir denken. Ich will, dass es mir egal ist. Dass ich sogenannte „Regeln“ und Normen brechen kann. Ich wünschte, ich könnte mich von den Zwängen der Gesellschaft freisprechen. Aber dafür bin ich noch nicht bereit. Ich brauche noch ein bisschen Zeit. Und mehr Selbstvertrauen. Aber ich bin auf dem Weg.“
Ich verlasse jetzt meine Komfortzone. Und rede über Dinge, über die man „nicht spricht“, die man „mit sich selbst ausmacht“. Etwa so Themen wie Depression, Burnout, Sex, Sexuelle Orientierung, mit wem man wann und vor allem mit wievielen man eine Beziehung führt. Oder eben Cellulite, Pickel, Dehnungsstreifen, Besenreißer und SELBSTLIEBE.
Kommt ihr mit?
Das da oben waren so in etwa meine Gedanken heute Mittag, als ich mir das erste Mal seit einer gefühlten Ewigkeit eine kurze Hose angezogen habe. Und ich fühl mich wieder wahnsinnig unwohl darin. Ich habe wirklich strahlend weiße Haut und bekomme wahnsinnig schnell und vor allem auch verdammt viele blaue Flecken. Ich habe Cellulite, Dehnungstreifen und Besenreißer und ich dachte immer, das bekommt man erst so mit 40. Frühstens. Ich bin 24. Also noch weit von dem Alter entfernt. (Früher dachte ich auch, mit 24 ist man „erwachsen“ – stellte sich auch schon als Fehleinschätzung heraus…).
Gestern habe ich eine Instagram-Story veröffentlicht (nicht die erste dieser Art), mit der Frage: „If I asked you to name all the things you love, how long would it take to name yourself?“ (auf Deutsch: Wenn ich dich nach Dingen fragen würde, die du liebst, wie lange würde es dauern, bis du dich selbst aufzählst.) Als ich die Frage das erste mal gelesen habe, sind mir während dem Lesen schon tausend Dinge eingefallen, die ich liebe. Aber natürlich war ich selbst erstmal nicht dabei. Und ich wäre mir auch nie in den Sinn gekommen.

Es ist so verdammt normal, dass nicht alles glatt, dellen- und pickelfrei ist.

Und ich weiß das. Wieso ist es dann so schwer sich damit abzufinden? Und es ist nicht so, als würde ich nicht versuchen dagegen zu arbeiten. Ich kaufe Bodylotions, damit meine Haut nicht so trocken ist, mache Sport, damit ich Muskeln im Po und in den Oberschenkeln bekomme und die Cellulite einfach keinen Platz hat (weiß nicht einmal, ob es wirklich was bringt). Und ich versuche gesund zu essen, nicht so viel Fett in mich rein zu stopfen, öfter mal auf Zucker zu verzichten.
Letztes Jahr im Frühling stand ich dann vor meinem Schrank und habe kurze Hosen aussortiert, die einfach „zu kurz“ geworden sind für mich – und damit meine ich nicht, dass man meine Arschbacken sehen konnte. Sondern meine Cellulite, die mir mittlerweile bis ungefähr zur Hälfte der Oberschenkel reicht. Heute stand ich dann wieder da und habe überlegt: Gibt es eigentlich noch längere „kurze“ Hosen, die nicht direkt nach Oma aussehen, damit ich meine Cellulite noch ein bisschen besser verstecken kann? Vielleicht. Aber ich will sie nicht. Heute habe ich beschlossen, dass ich nicht meine Hosenlänge, sondern meine Einstellung ändern muss. Das ist ein Stück Arbeit, das bei mir beginnt. Nicht bei meiner Hosenlänge. In meinem Kopf muss sich etwas ändern.

Und außerdem bin ich immer diejenige die behauptet, dass jede Frau und jeder Mann schön ist. Dass jeder Mensch sein ganz eigenes Strahlen besitzt. Wie dumm ist es, da bei mir eine Ausnahme zu machen?
Also werde ich jetzt arbeiten. Sehr hart. An mir. Für mich. Und ich starte genau hier. In meinem Blog. Für die ganze Welt (oder zumindest den deutschsprachigen Raum, der meine Website besucht) zu sehen und zu lesen. Punkt Nummer eins auf der Liste: Meine Gedanken darüber öffentlich machen. Und (hoffentlich) auf die – wenn es sich denn tatsächlich jemand traut – negativen Reaktionen scheißen. Und vor allem: Nicht so viel darüber nachdenken, wer das jetzt lesen könnte, um sich dann zu denken: „Boa, wie unsexy – Cellulite“. Wenn du das jetzt denkst: Ist mir (hoffentlich bald) EGAL! Ich sende dir einen anfänglichen Selbstliebe Gruß, wo auch immer du das grade liest.
Und ein ganz herzliches Willkommen auf meiner und vielleicht auch deiner Reise!
Deine Annika